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Pflegebegutachtung: Ablauf, Dauer & Vorbereitungstipps

Der Pflegegrad ist die „Eintrittskarte“ zu Leistungen der Pflegekasse. Nur wer einen Pflegegrad von 1 bis 5 besitzt, kann beispielsweise auf den Entlastungsbetrag oder das Budget für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen zurückgreifen. Doch bevor Ihr Angehöriger einen Pflegegrad und damit den Zugang zu Pflegekassenleistungen erhält,muss eine Pflegebegutachtung durchgeführt werden. .

Doch wie erfolgt eine Pflegebegutachtung im Krankenhaus und Zuhause? Wir geben Ihnen Informationen und eine Checkliste zur Vorbereitung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Pflegebegutachtung ist das Instrument zur Ermittlung des Pflegegrads.
  • Die Begutachtung erfolgt persönlich, am Telefon oder nach Aktenlage.
  • Antragsteller:innen und pflegende Angehörige können für die Pflegebegutachtung etwa eine Stunde einplanen.
  • Mit einer Checkliste fällt die Vorbereitung auf die Begutachtung deutlich leichter.

Bei wem wird eine Pflegebegutachtung durchgeführt und warum ist sie wichtig?

Wie Sie vielleicht wissen, signalisieren Sie mit dem „Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung“ den Wunsch nach einem Pflegegrad.Den Antrag kann Ihr Angehöriger selbst oder Sie als bevollmächtigte Person ausfüllen. Nach dem Antragseingang wird die Pflegekasse aktiv – sie verständigt den Medizinischen Dienst zur Durchführung der Pflegebegutachtung. Dieser meldet sich dann telefonisch bei Ihrem Angehörigen zur Terminvereinbarung.

Nur wenn eine Pflegebegutachtung erfolgt, kann die Pflegekasse einen Pflegegrad zuteilen. Aus diesem Grund führt der Medizinische Dienst die Pflegebegutachtung  bei allen Antragsteller:innen durch. Doch warum ist diese so wichtig?

Gutachter:innen haben bei der Pflegebegutachtung die Aufgabe, den Umfang der Pflegebedürftigkeit festzustellen. Das ist entscheidend, denn nur so kann die Pflegekasse einen geeigneten Pflegegrad auswählen.  Dieser stellt dienötigen Pflegekassenleistungen für den Alltag bereit. Es geht dabei also nicht um Kontrolle, sondern um eine geeignete Versorgung im Pflegefall.

Wo findet eine Pflegebegutachtung statt und wie lange dauert sie?

Für eine Pflegebegutachtung sollten Sie ein großzügiges Zeitpolster einrechnen – bis zu einer Stunde können Gutachter:innen benötigen, um sich einen umfassenden Eindruck zu verschaffen.

Eine Pflegebegutachtung findet häufig im häuslichen Umfeld statt, vor allem dann, wenn es um eine Erstbegutachtung geht. Prinzipiell ist auch eine Pflegebegutachtung am Telefon möglich. Gutachter:innen können beispielsweise einen Termin für ein telefonisches, strukturiertes Interview im Rahmen eines Höherstufungsantrages vergeben.

Auch eine Pflegebegutachtung im Krankenhaus ist nicht unüblich – schließlich ist es wichtig, dass Ihr Angehöriger nach dem dortigen Aufenthalt eine lückenlose Versorgung erhält. Ein geeigneter Ansprechpartner ist der Sozialdienst der Klinik. Dieser kann der bereits im Krankenhaus einen vorläufigen Pflegegrad beantragen. Die Voraussetzung ist, dass noch kein Pflegegrad vorliegt. Die Begutachtung erfolgt entweder im Krankenhaus und danach zu Hause oder zunächst nach Aktenlage und dann im heimischen Umfeld.

So läuft eine Pflegebegutachtung ab

Pünktlich zum Termin erscheint der Gutachter oder die Gutachterin in der Regel zu einem persönlichen Gespräch. Im Vordergrund steht die Frage, wie selbstständig Ihr Angehöriger ist und wobei er Hilfe im Alltag benötigt. Im Gespräch hat Ihr Familienmitglied oder haben Sie als pflegender Angehöriger die Gelegenheit, über pflegerische Herausforderungen und Einschränkungen, beispielsweise beim Essen, zu berichten.

Die Begutachtung liegt eine Art Pflegebegutachtungs-Fragenkatalog zugrunde, so gibt es Lebensbereiche, für die sich Gutachter:innen besonders interessieren. Ob eine Pflegebedürftigkeit vorliegt, darüber entscheiden sechs verschiedene Module (Lebensbereiche).

Dazu zählen:

  1. Mobilität
  2. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
  3. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
  4. Selbstversorgung
  5. Umgang mit krankheitsspezifischen/therapiebedingten Anforderungen
  6. Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

Gutachter:innen prüfen, wie es in diesen Bereichen mit der Selbstständigkeit aussieht und welche Einschränkungen vorliegen.

Die Pflegebegutachtung liefert Punkte zur Errechnung des Pflegegrads

Die Zuordnung zu einem Pflegegrad klappt mit einem Punktesystem.

Während der Pflegebegutachtung teilen Gutachter:innen Ihrem Angehörigen Punkte in den oben genannten Lebensbereichen zu. Je höher die Einschränkung ist, desto höher ist die Punktzahl.

Doch Achtung:

Pro Modul gibt es nochmals eine Unterteilung in mehrere Kriterien, um die Pflegebedürftigkeit möglichst gut abbilden zu können. Bei dem Modul „Selbstversorgung“ spielt es beispielsweise eine Rolle, wie gut Ihr Angehöriger die Ernährung, die Körperpflege und den Toilettengang bewältigt.

Pro Bereich zusammengezählt, erfolgt im Anschluss die Gewichtung.  Nicht alle Module sind im Alltag gleich bedeutend – die Selbstversorgung wird mit 40 Prozent beispielsweise deutlich stärker gewichtet als die Mobilität mit 10 Prozent.

Pflegegrad

Punktwert

Pflegegrad 1

12,5 bis unter 27

Pflegegrad 2

27 bis unter 47,5

Pflegegrad 3

47,5 bis unter 70

Pflegegrad 4

70 bis unter 90

Pflegegrad 5

90 bis 100

Gut zu wissen

Von der Antragstellung bis zum Bescheid muss sich Ihr Angehöriger bis zu 25 Arbeitstage gedulden.

Vorbereitung zur Pflegebegutachtung: Checkliste

Sie möchten Ihrem Angehörigen die Vorbereitung auf die Pflegebegutachtung erleichtern? Dann unterstützen Sie ihn bei der Zusammenstellung wichtiger Unterlagen und stärken Sie Ihrem Familienmitglied mental den Rücken.

Checkliste Pflegebegutachtung:

  • Das Familienmitglied mental auf den Termin einstimmen: Das klappt beispielsweise mit Informationen zur Pflegebegutachtung und mit dem Versprechen, selbst am Termin teilzunehmen.
  • Wichtige Unterlagen bereitlegen: Die Gutachter:innen interessieren sich für alles, was den Pflegebedarf untermauert. Dazu zählen aktuelle Arztberichte, Krankenhausentlassungsberichte, Medikamentenpläne, Schwerbehindertenausweis, Hilfsmittelverordnungen, Pflegedokumentationen oder Pflegetagebücher.
  • Fragebogen ausfüllen: Die Medizinischen Dienste wie der Medizinische Dienst Westfalen-Lippe bieten teilweise Fragebögen zur Vorbereitung Mit der Angabe der abgefragten Informationen erhalten Gutachter:innen einen guten Überblick über die pflegerische Situation. Sie erhalten die Sicherheit, dass Sie alle wichtigen Informationen bei der Pflegebegutachtung parat haben.

FAQ – Häufige Fragen zur Pflegebegutachtung

Telefonische Begutachtungen sind vergleichsweise selten, deutlich öfter überzeugen sich Gutachter:innen persönlich von der Einschränkung der Selbstständigkeit, insbesondere im häuslichen Umfeld. Ein Telefontermin kann beispielsweise bei einem Höherstufungsantrag erfolgen.

Wie lange eine Pflegebegutachtung dauert, hängt davon ab, wie komplex die Pflegesituation ist. Antragsteller:innen und pflegende Angehörige sollten sicherheitshalber mit einer Stunde rechnen.

Zunächst ist es wichtig, Pflegebedürftige mental auf den Termin einzustimmen, denn nicht selten löst der anstehende Besuch Unsicherheiten aus. Außerdem ist es empfehlenswert, medizinische Unterlagen wie Entlassungsberichte oder Arztberichte bereitzulegen.

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