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- Leben im Alter
Vergesslichkeit im Alter
Eine gewisse Vergesslichkeit im Alter ist ganz normal und trifft nahezu jeden. Pflegende Angehörige machen sich aber zunehmend Sorgen, wenn ihr Familienmitglied wichtige Unterlagen verlegt, Termine verpasst und sich Wegstrecken nicht mehr einprägen kann – das ist nur verständlich. Doch wie viel Altersvergesslichkeit ist noch normal und wo fängt ein Krankheitszustand an?
Das Wichtigste in Kürze
- Durch natürliche Alterungsprozesse kommt es im zunehmendem Lebensalter häufiger zur Vergesslichkeit.
- Tritt die Vergesslichkeit nur sporadisch auf und hat keine großen Auswirkungen auf den Pflegealltag, ist sie in der Regel harmlos.
- Bei Problemen mit der Orientierung, Kommunikation oder bei häufigen Gedächtnisstörungen suchen Betroffene bestenfalls einen Arzt auf.
- Gedächtnistraining kann im Pflegealltag leicht umgesetzt werden und kann die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern.
Vergesslichkeit im Alter: Ursachen
Sind Pflegebedürftige vergesslich, können Sie sich an Ereignisse, Informationen oder Erfahrungen nicht mehr erinnern, die sie zuvor in ihrem Kopf abgespeichert haben. Die altersbedingte Vergesslichkeit ist weit verbreitet. Das liegt daran, dass der Alterungsprozess auch am Gehirn nicht spurlos vorbeizieht. So sterben im Rahmen eines natürlichen Prozesses Gehirnzellen im Laufe des Lebens ab. Das wird insbesondere im Hippocampus deutlich, eine Gehirnregion, die an der Gedächtnisbildung und Gedächtnisspeicherung beteiligt ist. Auch die Synapsen, die eine Verbindung zwischen verschiedenen Nervenzellen herstellen, lassen nach – das kann die Informationsweitergabe, also die Kommunikation, beeinträchtigen.
Übrigens: Die Gedächtnisleistungen lassen nicht etwa, wie häufig vermutet, erst ab dem 60. Lebensjahr nach. Der kognitive Verfall kann bereits bei Menschen im Alter von 45 Jahren starten, so eine Studie.
Demenz oder Altersvergesslichkeit: wie gelingt die Unterscheidung?
Vergisst Ihr Angehöriger Ihrer Einschätzung nach viel, machen Sie sich wahrscheinlich Sorgen, dass eine Demenz dahintersteckt. Dabei kommt es bei Patient:innen zu einem Leistungsverlust der höheren Gehirnfunktionen – Orientierung, Sprache und Lernen können beeinträchtigt sein. Eine Vergesslichkeit im Alter ist aber nicht automatisch ein Grund zur Sorge. Überprüfen Sie mit unserem kleinen „Vergesslichkeit im Alter Test“, welche Auswirkungen und welches Ausmaß die Vergesslichkeit hat.
- Welche Art der Vergesslichkeit liegt vor? Vergisst Ihr Angehöriger gelegentlich etwas und handelt es sich dabei um harmlose Dinge, wie das Verlegen der Brille, ist das in der Regel normal – das Gleiche gilt für das vorübergehende Vergessen eines bekannten Namens. Hellhörig sollten Sie hingegen werden, wenn das Vergessen sehr auffällige Ausmaße annimmt: Ihr Angehöriger kann zum Beispiel oft ausgeübte Fähigkeiten verlieren, wie das Stricken, oder den 70. Geburtstag des Ehegatten vergessen.
- Welche Auswirkungen hat das Vergessen im Alter? Hat die Altersvergesslichkeit nur geringe Auswirkungen auf den Pflegealltag, ist das meist kein Grund zur Beunruhigung. Anders sieht es aus, wenn erhebliche Beeinträchtigungen deutlich werden. Vielleicht ist Ihr Familienmitglied nicht mehr in der Lage, den Überblick über die Finanzen zu behalten oder verliert außer Haus immer öfter die Orientierung.
- Gibt es weitere Symptome? Eine harmlose Altersvergesslichkeit tritt normalerweise alleine auf. Bei einer Demenz können sich zusätzliche Symptome wie Stimmungsschwankungen, Verwirrtheit oder Sprachstörungen zeigen.
Gut zu wissen
Haben Sie das Gefühl, dass das Kurzzeitgedächtnis im Alter bei Ihrem Angehörigen häufig oder andauernd gestört ist oder Probleme bei der Konzentration sowie der Orientierung auftreten, legen Sie Ihrem Angehörigen am besten einen Arztbesuch nahe.
3 Tipps gegen Vergesslichkeit im Alter
Pflegebedürftige sind im Alter meist nicht mehr so gefordert wie in jungen Jahren: die sozialen Kontakte können nachlassen, ebenso die Ansprüche durch private oder berufliche Verpflichtungen. Manchmal wirkt sich das auch auf die kognitive Leistungsfähigkeit aus. Mit unseren Gedächnistraining-Tipps schaffen Sie neue Herausforderungen und gehen Ursachen auf den Grund.
1. Beschäftigen Sie sich mit Gedächtnistraining
Gedächtnistraining in der Altenpflege kann bei Altersvergesslichkeit hilfreich sein. Ziel des Gedächtnistraining in der Altenpflege ist beispielsweise, die Konzentrationsfähigkeit, Merkfähigkeit und die Kreativität anzuregen.
Das Gedächtnistraining ist in der Altenpflege sehr breit aufgestellt. Lassen Sie sich inspirieren. Wie wäre es, wenn Sie mit Ihrem Angehörigen Zwillingspaare (Kind und…Kegel) oder Pantomime erraten? Es gibt auch viele gute Bücher zu dem Thema, mit denen Sie Übungen erlernen können oder in denen Ihr Familienmitglied selbst arbeiten kann.
2. Überprüfen Sie den Pflegealltag
Nicht nur altersbedingte biologische Veränderungen können eine Vergesslichkeit im Alter hervorrufen. Es gibt zahlreiche andere Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Auch ein übermäßiger Alkoholkonsum, Stress, Ernährungsdefizite und insbesondere Schlafmangel sind hier von Interesse.
Daher unser Tipp: Führen Sie ein Pflegetagebuch, um unterstützende Faktoren aufzudecken. Legen Sie den Schwerpunkt vor allem auf die Ernährung und den Schlaf, denn das Gehirn braucht Erholung und Nährstoffe, um richtig zu funktionieren.
Achtung: Vergesslichkeit und Verwirrtheit können auch Ausdruck von Flüssigkeitsmangel sein. Am besten halten Sie mit einem Trinkprotokoll fest, wie viel Flüssigkeit Ihr Angehöriger täglich aufnimmt.
3. Thematisieren Sie bei Vergesslichkeit im Alter auch Medikamente
Wussten Sie, dass es Medikamente gibt, die sich auf die kognitiven Funktionen auswirken können? Das sind nicht immer nur verschreibungspflichtige Wirkstoffe. Ihr Familienmitglied kann sich beispielsweise bei Schlafstörungen freiverkäufliche Arzneimittel mit dem Wirkstoff Diphenhydramin besorgen – diese können jedoch kognitionseinschränkende Effekte besitzen. Das Gleiche gilt für Anticholinergika, die Mediziner:innen bei Blasenfunktionsstörungen verschreiben – Pflegebedürftige haben damit nicht selten Kontakt.
Es gibt also einige Ursachen für eine Vergesslichkeit im Alter, ernstzunehmende Krankheiten wie eine Demenz müssen nicht immer dahinterstecken. Trotzdem sollten Sie die vermeintliche Altersvergesslichkeit im Blick behalten und den Pflegealltag bestenfalls mit Gedächtnisübungen bereichern – das stellt auch eine tolle Abwechslung für Ihren Angehörigen dar.
FAQ – Häufige Fragen zur Vergesslichkeit im Alter
Ist Vergesslichkeit im Alter normal?
Durch biologische Prozesse kann die Leistungsfähigkeit im Gehirn mit dem Alter abnehmen, das kann sich auch auf die Gedächtnisleistung auswirken. Eine gewisse Altersvergesslichkeit ist also völlig normal.
Woran erkenne ich, ob es sich um eine Vergesslichkeit oder eine Demenz handelt?
Sicherheit erhalten Betroffene und pflegende Angehörige nur durch eine entsprechende Diagnostik beim Arzt. Anzeichen für eine harmlose Altersvergesslichkeit sind jedoch, dass das Vergessen nur sporadisch auftritt und sich auf harmlose Dinge konzentriert (Verlegen der Brille).
Was hilft gegen Vergesslichkeit im Alter?
Gedächtnistraining ist eine bewährte Methode, um die kognitiven Leistungen, insbesondere im Alter, zu fördern und aufrechtzuerhalten.
Weiterführende Informationen und hilfreiche Links
- Der kognitive Verfall kann bereits im Alter von 45 Jahren beginnen, warnen Experten | Der BMJ (www-bmj-com.translate.goog)
- Demenz » (neurologen-und-psychiater-im-netz.org)
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.: Demenz-Wissen (deutsche-alzheimer.de)
- Förderndes Gedächtnistraining für Pflegepatienten (ppm-online.org)
- Verwirrtheit kann im Alter auf Medikamente zurückgehen: Neurologen und Psychiater im Netz (neurologen-und-psychiater-im-netz.org)
- Wie Neugier das Altern des Gehirns wirksam aufhält - [GEO]
- Demenz: Wenn Vergesslichkeit zur Krankheit wird (gesundheitsforschung-bmbf.de)