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- Leben im Alter
Tipps für die die Mund- & Zahnpflege im Alter
Mundgeruch, Karies, Zahnstein, entzündetes Zahnfleisch oder Entzündungen am Zahnhalteapparat – eine mangelnde Mundpflege kann viele Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden haben. Umso wichtiger ist es, dass Sie den Mund und die Zähne bei der Pflege Ihres Angehörigen nicht außer Acht lassen. Wir geben Ihnen dazu wertvolle Pflegetipps und zeigen, dass kleine Anpassungen im Alltag Großes bewirken.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine gute Mundhygiene beugt Entzündungen und Infektionen vor.
- Zur Standardausrüstung sollte eine Zahnbürste mit passendem Härtegrad, Zahnpasta und Zahnseide gehören, auch eine Zungenbürste kann sinnvoll sein.
- Die Zahnprothese sollte einmal am Tag gründlich gereinigt und am besten mehrmals täglich abgespült werden.
- Eine zucker- und säurearme Ernährung und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt halten die Mundgesundheit aufrecht.
Was verändert sich bei der Zahngesundheit im Alter?
Bei älteren Menschen steigt das Risiko für Komplikationen im Mund. Das Zahnfleisch zieht sich mit zunehmendem Lebensalter zurück und legt die Zahnhälfte frei – das erhöht die Wahrscheinlichkeit für Karies. Außerdem ist die Mehrheit der über 65-Jährigen chronisch krank – beinahe zwei Drittel weisen im Alter drei oder mehr chronische Erkrankungen auf und das kann auch Folgen für die Mundgesundheit haben. Diabetes steigert beispielsweise nachweislich das Risiko für Entzündungen. Etwa 75 % der Patienten besitzt eine entzündete Mundschleimhaut, außerdem erhöht sich das Risiko für entzündete Kieferknochen um das Dreifache. Medikamente wie Blutgerinnungshemmer können darüber hinaus Zahnfleischbluten begünstigen, einige Arzneimittel führen zu einer Mundtrockenheit. Das ist besonders dramatisch, denn ein trockener Mund verursacht viele Probleme: Hier kann es zu Geschmacksverlust, Zungenverkrustungen und leichter zu Infektionen kommen.
Gut zu wissen
Pflegebedürftige können durch motorische Schwierigkeiten, fehlende Beweglichkeit, durch Sehschwächen oder Vergesslichkeit Probleme mit der Mundpflege haben – Sie als pflegender Angehöriger können dann eine wertvolle Unterstützung bieten.
Mund- und Zahnpflege in der Pflege: Schritt-für-Schritt- Anleitung
Wie auch bei anderen Pflegetätigkeiten ist es bei der Zahnpflege in der Altenpflege sinnvoll, den Prozess in verschiedene Teilaufgaben zu gliedern, denn so behalten Sie den Überblick und gehen strukturiert vor.
- Legen Sie die Utensilien, um Mund und Zähne zu pflegen, bereit. Dazu gehören ein Handtuch, eine Zahnbürste, Zahnpasta, ein Zungenschaber (optional), Zahnseide, Einmalhandschuhe und ein Zahnputzbecher.
- Streifen Sie zunächst die Handschuhe über, legen Sie Ihrem Angehörigen ein Handtuch auf die Schultern und erklären Sie den genauen Ablauf, der jetzt folgt.
- Bevor Sie mit der Mundhygiene in der Altenpflege beginnen, ist es sinnvoll, einen Blick in den Mundraum zu werfen – leuchten Sie mit einer kleinen Taschenlampe oder dem Smartphone in den Mund und halten Sie Ausschau nach Verletzungen, Verfärbungen oder sonstigen Auffälligkeiten wie Karieslöchern.
- Im Sinne der aktivierenden Pflege binden Sie Ihr Familienmitglied bestmöglich in den Prozess ein – Ihr Angehöriger kann beispielsweise die Zahnpasta auf die Zahnbürste auftragen oder das Zähneputzen mit Unterstützung durchführen.
- Egal, ob Sie putzen oder Ihr Angehöriger putzt: Achten Sie darauf, dass alle Außen- und Innenflächen der Zähne in kreisenden Bewegungen reinigt werden, und zwar vom Zahnfleisch zum Zahn. Vergessen Sie auch die Kauflächen nicht. Wählen Sie eine Zahnbürste aus, die zu den Bedürfnissen Ihres Familienmitglieds passt – hier gibt es verschiedene Ausführungen und Härtegrade.
- Reichen Sie Ihrem Angehörigem nun den Zahnputzbecher und bitten Sie ihn, mit Wasser durchzuspülen und das Wasser in eine Schüssel oder das Waschbecken zu spucken. Falls er dazu nicht in der Lage ist, können Sie die Mundhöhle mit Tupfern auswischen.
- Führen Sie nun weitere Pflegemaßnahmen durch, reinigen Sie die Zahnzwischenräume mit Zahnseide und entfernen Sie den Zungenbelag mit einer Zungenbürste – insbesondere auf dem hinteren Drittel der Zunge sammeln sich viele Bakterien an.
Zahnprothese reinigen in der Altenpflege – darauf können Sie achten
Gehört Ihr Familienmitglied zu den Zahnprotheseträger:innen? Dann sollten Sie auch bei dem Hilfsmittel viel Wert auf Hygiene legen. Reinigen Sie die Prothese einmal täglich unter fließendem Wasser – dafür benötigen Sie eine spezielle Prothesenbürste, die besonders harte Bürsten besitzt, und Zahnpasta. Dabei ist es wichtig, dass Sie die Haftcremereste gründlich entfernen. Zwei bis dreimal in der Woche können Sie die Prothese intensiv reinigen, dazu gibt es spezielle Reinigungstabletten und Reinigungsschaum. Die Praxis für Zahnheilkunde Ihres Angehörigen übernimmt in regelmäßigen Abständen eine professionelle Reinigung, fragen Sie hier am besten nach. Übrigens: Um das Wohlbefinden Ihres Angehörigen zu steigern, können Sie die Prothese nach jeder Mahlzeit abspülen.
Weitere Tipps zur Mundhygiene in der Altenpflege
Mit einfachen Tipps können Sie die Mundhygiene bei Ihrem Angehörigen entscheidend verbessern.
Beachten Sie dazu Folgendes:
- Planen Sie für die Zahnpflege genügend Zeit ein, mit Vor- und Nachbereitung etwa 15 Minuten – die reine Zahnputzzeit sollte mindestens zwei Minuten (2x täglich) betragen.
- Um das Zähneputzen zu erleichtern, gibt es für Pflegebedürftige Griffverstärkungen und sogenannte Dreikopfzahnbürsten, die gleich mehrere Zahnseiten zeitgleich reinigen.
- Eine Ernährung im Alter ist zuliebe der Zähne am besten auf möglichst wenig Süßigkeiten und säurehaltige Speisen sowie Getränke ausgerichtet – sie machen die Zähne anfälliger für Karies.
- Vollkornprodukte und Rohkost animieren zum Kauen und regen dadurch den Speichelfluss an, das unterstützt die Zahnreinigung – bieten Sie Ihrem Angehörigen, falls möglich, regelmäßig einen Rohkostteller an.
- Motivieren Sie Ihren Angehörigen regelmäßig zu trinken – die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Personen mindestens 1,5 Liter Trinkflüssigkeit täglich.
- Begleiten Sie Ihr Familienmitglied zu Kontrollen und raten Sie bei Bedarf zu einer professionellen Zahnreinigung.
FAQ – Häufige Fragen zur Mund- und Zahnpflege in der Altenpflege
Was gehört alles zur Mundhygiene in der Altenpflege?
Die Pflege von Mund und Zähnen umfasst das Zähneputzen, die Reinigung der Zahnzwischenräume mittels Zahnseide und auch das Entfernen von Zungenbelag durch einen Zungenschaber kann sinnvoll sein.
Welche Utensilien braucht man für die Mund- und Zahnpflege im Alter?
Zu den Standardutensilien gehören Zahnpasta, eine Zahnbürste und Zahnseide. Daneben können eine Dreikopfzahnbürste, eine Zungenbürste und eine Prothesenbürste die Ausrüstung erweitern.
Was ist bei der Reinigung der Zahnprothese wichtig?
Besonders wichtig ist, alle Reste der Haftcreme zu entfernen – dabei hilft eine spezielle Prothesenbürste mit harten Borsten. Mindestens einmal täglich sollte die Prothese mit Bürste und Zahnpasta gereinigt werden. Eine intensive Reinigung kann die Zahnarztpraxis übernehmen.
Weiterführende Informationen und hilfreiche Links
- Informationen zur Mundgesundheit im Alter und bei Pflege » Zahnärztekammer Schleswig-Holstein (zahnaerzte-sh.de)
- Zahnpflege in der Altenpflege: So wird’s gemacht (ppm-online.org)
- infoblatt_mundgesundheit_im_alter_blzk.pdf
- ZQP-Ratgeber-Mundpflege.pdf
- https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP-Ratgeber-Mundpflege.pdf
- Wie krank sind wir wirklich? - Erstmals liegen verlässliche Daten zu Mehrfacherkrankungen im Alter vor (gesundheitsforschung-bmbf.de)
- Können Infektionen Diabetes verursachen? (diabinfo.de)
- Ist es sinnvoll, Zungenbelag zu entfernen? (aok.de)
- pqsg.de - das Altenpflegemagazin im Internet / Online-Magazin für die Altenpflege