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Intimpflege in der Altenpflege: Anleitung für Frauen & Männer

Die Intimpflege stellt eine besondere Pflegeaufgabe dar, die Pflegenden viel Fingerspitzengefühl abverlangt. Zu der Intimpflege gehören das Waschen des Intimbereichs, das Eincremen der Haut und bei Bedarf eine Intimrasur, die aus hygienischen Gründen oder auf Wunsch des Pflegebedürftigen geschehen soll. Wir erklären Ihnen, warum die Intimpflege so wichtig ist und wie Sie dabei die Selbstwirksamkeit Ihres Angehörigen unterstützen können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Intimpflege ist ein wichtiger Bestandteil der Körperpflege – sie dient dem Wohlbefinden des Pflegebedürftigen und beugt Infektionen sowie Hautirritationen vor.
  • Bei der Intimpflege ist es nötig, auf die anatomischen Unterschiede bei Mann und Frau einzugehen.
  • PH-neutrale Waschlotionen ohne Duftstoffe und Cremes, die für den Intimbereich vorgesehen sind, erleichtern die Intimpflege.
  • Bei der Intimpflege ist Selbstbestimmtheit wichtig – Pflegebedürftige sollten mit entscheiden und mithelfen dürfen.

Darum gehört die Intimpflege zu einer guten Körperpflege dazu

Auch wenn es zunächst ungewohnt ist, die intimsten Stellen bei Ihrem Angehörigen zu berühren, ist eine regelmäßige Intimpflege unumgänglich. Sie fördert das Wohlbefinden Ihres Familienmitglieds und beugt Infektionen vor.

3 Gründe, warum die Intimpflege wichtig ist:

  1. Mit der Intimpflege erfüllen Sie Ihrem Angehörigen das Bedürfnis nach einer sauberen und gepflegten Körperempfindung. Ihr Familienmitglied fühlt sich dadurch mit seinem gesamten Körper wahrgenommen.
  2. In der Intimregion können Bakterien, Schweiß und Verunreinigungen entstehen, insbesondere bei Menschen mit einer Inkontinenz. Mit einer regelmäßigen Intimpflege sorgen Sie für saubere Hautpartien und tragen entscheidend zur Vorbeugung von Infektionen sowie Hautirritationen und einem geschützten hauteigenen Säureschutzmantel bei.
  3. Wenn Sie die Intimpflege durchführen, haben Sie auch die sensibelsten Körperregionen im Blick und können auf Veränderungen, zum Beispiel Infektionsanzeichen, Hautirritationen und Druckstellen reagieren.

Was brauche ich für die Intimpflege bei Pflegebedürftigen?

Um die Intimwaschung in der Altenpflege möglichst angenehm zu gestalten, legen Sie am besten alle Utensilien in Griffnähe, bevor Sie anfangen.

Diese Utensilien unterstützen die Intimpflege in der Altenpflege:

  • Einmalhandschuhe
  • (Einmal-) Waschlappen
  • PH-neutrale Waschlotion ohne Duftstoffe
  • Schutzkittel oder Schutzschürze (optional)
  • Milde Feuchtigkeitscreme, für den Intimbereich gibt es spezielle Produkte
  • Müllbeutel
  • Oberteil oder Laken zum Bedecken der restlichen Körperteile

Bettschutzeinlagen, Duschhocker oder Badewannensitz, je nachdem, wo die Waschung stattfindet

Gut zu wissen:

Wenn Sie mit der Durchführung der Intimpflege bei der Frau oder beim Mann beginnen möchten, schließen Sie alle Fenster, Türen und Vorhänge – der Raum sollte wohl temperiert und nicht einsehbar sein.

So gelingt die Intimpflege bei Frauen und Männern

Durch die anatomischen Unterschiede bei Frauen und Männern ergibt sich ein leicht verändertes Vorgehen bei der Intimpflege. Unsere Tabelle zeigt Ihnen, die verschiedenen Schritte bei der Waschung und Pflege.

Schritt-für-Schritt-Anleitung bei FrauenSchritt-für-Schritt-Anleitung bei Männern
  1. Treffen Sie die Entscheidung, ob die Intimpflege im Bett, in der Badewanne oder vor dem Waschbecken stattfindet.
  2. Legen Sie die Utensilien für die Intimpflege zurecht.
  3. Waschen Sie den Bauch, die Leisten und die Oberschenkelregion mit lauwarmem Wasser.
  4. Reinigen Sie nun die Scheidenregion, auch zwischen den Schamlippen.
  5. Waschen Sie das Gesäß und abschließend den After.
  6. Trocknen Sie die Haut durch sanftes Tupfen.
  7. Cremen Sie die Haut mit geeigneten Produkten ein.

Achtung: Bei Frauen ist es aufgrund der kurzen Harnröhre wichtig, von vorne nach hinten zu waschen, um das Einschleppen von Darmbakterien und eine Blasenentzündung zu vermeiden.

  1. Entscheiden Sie, wo Sie den Intimbereich in der Altenpflege waschen (Bett, Badewanne, vor dem Waschbecken).
  2. Legen Sie die Utensilien für das Waschen und Eincremen bereit.
  3. Führen Sie die Waschung zunächst am Bauch, an den Leisten und an den Oberschenkeln durch.
  4. Reinigen Sie den Penis mit lauwarmem Wasser, auch unter der Vorhaut.
  5. Waschen Sie die Analregion als letztes.
  6. Tupfen Sie die Haut trocken.
  7. Nutzen Sie geeignete Produkte zur Hautpflege.

Achtung: Waschen Sie auch bei Männern von vorne nach hinten.

 

Unabhängig vom Geschlecht sollten Sie bei der Intimpflege darauf Acht geben, auch zwischen den Hautfalten zu reinigen, denn hier können sich Feuchtigkeit und Bakterien ansammeln.

Intimpflege in der Altenpflege: Schamgefühle bei Mann und Frau reduzieren

Schamgefühle kommen in der häuslichen Pflege nicht selten vor. Sowohl Pflegebedürftige als auch pflegende Angehörige können sich zunächst unwohl fühlen, wenn die Intimpflege eingeführt wird. Was jetzt hilft, ist ein einfühlsamer und vertrauensvoller Umgang. Erklären Sie Ihrem Angehörigen, warum die Intimpflege wichtig ist und welche Schritte Sie nun genau durchführen. Gespräche über Alltägliches, wie das Wetter oder geplante Mahlzeiten, können die Situation auflockern. Um die Selbstwirksamkeit Ihres Angehörigen zu unterstützen, sollten Sie die aktivierende Pflege miteinbeziehen. Ermutigen Sie den Pflegebedürftigen dazu, einzelne Maßnahmen selbst durchzuführen, zum Beispiel die Vorhaut zurückzuschieben. Achten Sie zu jeder Zeit darauf, dass sich Ihr Familienmitglied wohlfühlt. Neben einer angenehmen Zimmertemperatur trägt auch das Bedecken nicht zu waschender Hautpartien dazu bei. Bemerken Sie bei Ihrem Angehöriger ein Unbehagen, sprechen Sie das offen an und finden Sie gemeinsam Wege, um die spezielle Pflegesituation zu optimieren. Sollte Ihnen das nicht gelingen, ist die Hinzunahme eines ambulanten Pflegedienstes eine Möglichkeit.

Gut zu wissen:

Vermeiden Sie bei der Intimpflege unbedingt, Gefühle von Ekel zu kommunizieren, wenn beispielsweise die Analregion nach einem Malheur stark verunreinigt ist, das kann Schamgefühle verstärken.

FAQ – Häufige Fragen zur Intimpflege in der Altenpflege

Pflegende waschen den Intimbereich mittels (Einmal-)Waschlappen und mithilfe einer pH-neutralen Waschlotion. Dabei ist es wichtig, die anatomischen Besonderheiten bei Mann und Frau zu berücksichtigen – beim Mann sollte die Vorhaut zurückzugeschoben und bei Frauen zwischen den Schamlippen gewaschen werden.

Bei der Intimwaschung arbeiten sich Pflegende vom Bauch über die Leisten und die Oberschenkel in den Intimbereich vor, die Analregion wird als letztes gereinigt.

Pflegende Angehörige können den Intimbereich reinigen, wenn der Pflegebedürftige vor dem Waschbecken steht, im Duschstuhl sitzt oder in der Badewanne liegt. Außerdem kann eine Intimpflege im Bett durchgeführt werden. Welche Option sich am besten eignet, hängt wesentlich von der Mobilität des Pflegebedürftigen ab.

Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Fachjournalistin für Gesundheit/Medizin & Familie

Über unsere Autor:innen

Jennifer Ann Steinort ist Autorin bei den Pflegehelden. Sie verfasst Ratgeber, die Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen Tipps für den Pflegealltag vermitteln. Ihre Schwerpunkte liegen dabei auf den Themen Finanzierung, Pflegemaßnahmen und Wohlbefinden. Ihr persönliches Anliegen ist, selbst komplexe Sachverhalte leserfreundlich zu formulieren.

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