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Immobilität: Was bedeutet das für den Pflegealltag?

Im Zusammenhang mit der Pflege ist Ihnen vielleicht schon einmal der Begriff Immobilität begegnet. Doch was bedeutet das genau und welche Folgen hat eine Immobilität für das Leben Pflegebedürftiger? Wir beschäftigen uns heute mit diesen Fragen, mit den Ursachen für die Unbeweglichkeit und mit Maßnahmen, die Sie bei der Pflegeplanung berücksichtigen können. Schließlich ist es auch bei einer Immobilität wichtig, die Lebensqualität Betreffender hervorzuheben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einer Immobilität ist die Beweglichkeit stark eingeschränkt oder gänzlich aufgehoben.
  • Es gibt viele Ursachen, die zu einer Immobilität führen, darunter Erkrankungen, Alterungsprozesse und starker Bewegungsmangel.
  • Eine Immobilität erhöht nicht nur den Pflegeaufwand, sondern kann auch körperliche und psychische Folgen für Pflegebedürftige haben.
  • Bewegungsübungen, Hilfsmittel zur selbstständigen Fortbewegung und ein aktives Einbinden Pflegebedürftiger in den Pflegealltag können einer Immobilität vorbeugen.

Was ist die Definition von Immobilität?

Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen – wir möchten selbst entscheiden, wann und wohin wir auf verschiedenen Wegen gelangen. Bei einer Immobilität ist das aber nicht mehr so einfach, denn dabei liegt eine Unbeweglichkeit beziehungsweise eine stark beeinträchtigte oder gänzlich aufgehobene Beweglichkeit vor. Definitionsgemäß ist die Immobilität die ausgeprägteste Form der Bewegungseinschränkung. Wenn beispielsweise ein Patient immobil ist, sind bei ihm einzelne Körperteile oder der gesamte Organismus bewegungsunfähig. Das kann, aber muss nicht zwangsläufig zu einer Bettlägerigkeit führen. Unter Pflegebedürftigen ist die Bewegungsunfähigkeit recht verbreitet, das Klassifikationssystem ICD hat sogar eine eigene Verschlüsselung für die Immobilität: R26.3.

Die 5 Phasen der Bettlägerigkeit im Überblick

Es gibt fünf verschiedene Phasen bis zur vollständigen Bettlägerigkeit, manchmal werden sie auch als 5 Phasen der Immobilität bezeichnet – dabei kann die Bewegungsfähigkeit der Personen nach und nach abnehmen und in einer vollständigen Immobilität enden.

Phase 1 – Instabilität: In dieser Phase bemerken Betreffende, dass sie zunehmend unsicher auf den Beinen sind. Oft geben sie an, sich „wackelig“ zu fühlen. Deshalb stützen sie sich in der häuslichen Umgebung an Möbeln ab, manche Betreffende nutzen Hilfsmittel, wie einen Gehstock oder einen Rollator, und können damit die eingebüßte Beweglichkeit teilweise ausgleichen.

Phase 2 – Ereignis: In dieser Phase tritt ein Ereignis in den Vordergrund und beeinflusst die Beweglichkeit negativ. Ein Ereignis ist ein Klinikaufenthalt oder ein Sturz. Problematisch ist, dass sich Pflegebedürftige dadurch zurückziehen und sich aus Angst vor einem erneuten Ereignis nicht mehr bewegen – der daraus entstehende Teufelskreis kann eine Ursache für eine fortgeschrittene Unbeweglichkeit sein.

Phase 3 – Immobilität: Betreffende, die sich in dieser Phase befinden, bevorzugen es, sich nur wenig zu bewegen. Sie wechseln zwischen Bett und Sofa, zur Fortbewegung nutzen sie einen Rollstuhl. Einige Personen verbringen schon jetzt größere Teile des Tages im Bett, aber nicht unbedingt, weil sie es „müssen“. So können viele Menschen durchaus noch sitzen, fürchten aber, dass bei einem nötigen oder gewünschten Wechsel keine Unterstützung vor Ort ist, und legen sich deshalb vorsorglich ins Bett.

Phase 4 – Örtliche Fixierung: In dieser Phase sind Pflegebedürftige auf einen Ort festgelegt, sie können nicht mehr ohne fremde Hilfe zwischen Bett, Sessel, Rollstuhl und Toilette wechseln.

Phase 5 – Vollständige Immobilität: Diese Phase kommt dem nahe, was sich die meisten Menschen unter einer Definition von Immobilität in der Pflege vorstellen. Es liegt eine schwere Bettlägerigkeit vor, Betreffende verbringen ihre gesamte Tages- und Nachtzeit im Bett und stehen nicht mehr auf.

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Gut zu wissen

Mediziner:innen unterscheiden von diesen Phasen der Immobilität die sogenannte tonische Immobilität, bei der ein Mensch mit Erstarren auf extremen Stress, Angst oder eine Bedrohung reagieren kann.

Eine Immobilität hat verschiedene Ursachen

Durch den Alterungsprozess verändert sich der Körper sichtlich, bereits ab dem 50. Lebensjahr verändert sich der Anteil an Fettgewebe und Muskulatur. Baut ein Mensch für sein Alter ungewöhnlich viel Muskulatur ab (Sarkopenie), kann sich daraus im Verlauf eine Gebrechlichkeit entwickeln, die zu Mobilitätseinschränkungen führen kann. Eine weitere altersbedingte Ursache für eine schwindende Mobilität sind Knochenerkrankungen wie Osteoporose – durch die Knochenstoffwechselerkrankung brechen die Knochen leichter, durch die Ereignisse steigt das Risiko für eine Immobilität.

Neben dem Alter gibt es noch weitere Ursachen für die Bewegungsunfähigkeit:

  • Körperliche Ursachen wie Muskelverletzungen, Arthritis, eine geschwächte Muskulatur durch fehlende Bewegung oder Lähmungen infolge einer Rückenmarkschädigung.
  • Neurologische Ursachen wie ein Schlaganfall, Parkinson oder Multiple Sklerose, die die Bewegungsfähigkeit, das Gleichgewicht oder die Motorik negativ beeinflussen.
  • Psychische Ursachen wie Depressionen oder Angststörungen, die zum Rückzug und Bewegungsmangel führen.

Welche Folgen hat eine Immobilität für Pflegebedürftige?

Zieht sich eine Person aus der Bewegung teilweise oder vollständig zurück, stößt das den sogenannten Teufelskreislauf der Immobilität an. Wer sich nicht mehr ausreichend bewegt, der baut Muskulatur ab, was die Bewegungsfähigkeit weiter beeinträchtigt. Durch lange Liegezeiten drohen Druckgeschwüre, Thrombosen, Probleme mit der Verdauung und der Lunge. Außerdem können die psychischen Folgen einer Bettlägerigkeit gravierend sein: Ihr Angehöriger kann dadurch seine Selbstständigkeit verlieren und zunehmend von anderen Menschen abhängig sein. Das kann zu Isolation, Angstgefühlen und Depressionen führen. Da das Bett gewissermaßen ein Arbeitsort zur Verrichtung von Pflegemaßnahmen ist, bleibt es nicht wie bei anderen Menschen ein intimer Ort zum Zurückziehen, Pflegebedürftige können sich dadurch in ihrer Privatsphäre eingeschränkt fühlen. Eine Immobilisation kann auch kognitive Auswirkungen haben, vor allem ältere Menschen können dadurch an Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung einbüßen.

So sieht eine Pflegeplanung bei Immobilität aus

Eine Pflegeplanung findet unter anderem in stationären Einrichtungen statt, doch auch Sie können eine Art Pflegeplanung für Ihren Angehörigen erstellen, wenn er immobil ist. Die Pflege konzentriert sich hier darauf, bettlägerige Patient:innen zu mobilisieren. Gemäß der Definition der Mobilisation stehen dafür therapeutische Maßnahmen im Vordergrund, um die körperliche Aktivität und Beweglichkeit zu fördern.

Folgende Maßnahmen gibt es unter anderem bei einer (drohenden) Immobilität:

  • Durchführung aktiver und passiver Bewegungsübungen zur Mobilisation im Bett und außerhalb – hier ist es wichtig, dass Sie auf die bestehenden Bewegungseinschränkungen Rücksicht nehmen und ein Höchstmaß an Sicherheit bereitstellen. Verschiedene Plattformen geben eine Übersicht zu möglichen Übungen, zum Beispiel pqsg-das Altenpflegemagazin im Internet.
  • Das Konzept aktivierende Pflege umsetzen – dabei geht es darum, Ihrem Pflegebedürftigen nicht alles abzunehmen, sondern ihn in den Pflegealltag aktiv einzubinden, was in der Regel auch mit Bewegung verbunden ist. Lassen Sie Ihr Familienmitglied die Zahnbürste selbst halten, den Löffel zum Mund führen oder sich eine Bluse aus dem Schrank holen.
  • Hilfsmittel bereitstellen – sie dienen zur Prophylaxe der Bettlägerigkeit und können Personen, die sich „vorschnell“ ins Bett legen, mehr Selbstständigkeit verleihen. Welche davon sich am besten für Ihren Angehörigen eignen, darüber beraten Mitarbeitende in Sanitätshäusern gerne.

Gut zu wissen

Zeichnet sich eine Immobilität ab, können schon kleine Änderungen im Pflegealltag, wie das Aufsitzen im Bett, einen Unterschied machen. Sind Personen aber größtenteils bewegungsunfähig, ist eine regelmäßige Lagerung zur Vermeidung eines Dekubitus wichtig.

FAQ – Häufige Fragen zur Immobilität

Es gibt viele Ursachen für eine Immobilität, wie Erkrankungen, Verletzungen oder psychische Leiden. Eine nachlassende Bewegungsfähigkeit kann sich auch ergeben, wenn Menschen Angst vor einem Sturz haben und sich infolgedessen nur noch sehr sporadisch bewegen.

Eine Immobilität hat zahlreiche Folgen, sowohl für den Körper als auch für die Psyche. Um die Lebensqualität bestmöglich zu bewahren, ist es deshalb entscheidend, die Bewegungsfähigkeit so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

Bewegung ist sehr wichtig, um einer Immobilität entgegenzuwirken. Das klappt beispielsweise mit Alltagsbewegungen wie Spaziergängen, gezielten Bewegungsübungen und Physiotherapie.

Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Fachjournalistin für Gesundheit/Medizin & Familie

Über unsere Autor:innen

Jennifer Ann Steinort ist Autorin bei den Pflegehelden. Sie verfasst Ratgeber, die Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen Tipps für den Pflegealltag vermitteln. Ihre Schwerpunkte liegen dabei auf den Themen Finanzierung, Pflegemaßnahmen und Wohlbefinden. Ihr persönliches Anliegen ist, selbst komplexe Sachverhalte leserfreundlich zu formulieren.

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