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Geschmacksverlust im Alter: Ursachen, Behandlung & Prävention

Viele Angehörige sorgen sich, wenn Pflegebedürftige beim Essen nicht mehr richtig „zulangen“. Ursachen für ein zurückhaltendes Essverhalten gibt es viele: Neben Magen-Darm-Problemen ist auch ein Geschmacksverlust im Alter eine Erklärung. Doch warum schmecken ältere Menschen nicht mehr so gut und gibt es etwas, dass Angehörige dann tun können?

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Appetit älterer Menschen hängt wesentlich von dem Geschmackssinn ab.
  • Durch Alterungsprozesse, Medikamente und Erkrankungen kann es zu einem Geschmacksverlust im Alter kommen.
  • Mediziner:innen behandeln die zugrundeliegende Erkrankung, stellen Medikamente um und raten zu einem Verzicht auf Genussmittel, wenn der Geschmackssinn gestört ist.
  • Pflegende Angehörige sprechen mit abwechslungsreichen, farbenfrohen und natürlich gewürzten Speisen den verbliebenen Geschmackssinn an.

So nimmt Ihr Familienmitglied Aromen wahr

Auf der Zungenoberfläche sind Tausende winziger Geschmacksknospen verteilt – jede Knospe besitzt verschiedenen Arten von Geschmacksrezeptoren, die wiederum eine der fünf Geschmacksrichtungen erkennen: Salzig, sauer, süß, bitter und herzhaft. Anders als häufig angenommen, kann ein Mensch alle Geschmacksrichtungen überall auf der Zunge wahrnehmen. Richtig ist aber, dass bestimmte Bereiche sensibler auf bestimmte Aromen reagieren – süße Lebensmittel nehmen Sie beispielsweise vor allem an der Zungenspitze wahr, etwas Bitteres eher im hinteren Teil der Zunge. Für beinahe jedes Aroma muss sich das Gehirn zuschalten. Das dort befindliche Geruchs- und Geschmackszentrum erhält die Sinnesinformationen von der Nase und Zunge und verknüpft sie miteinander – erst dadurch kann Ihr Angehöriger die Aromen erkennen.

Warum geht der Geschmackssinn im Alter teilweise verloren?

Der Geschmack verändert sich im Alter, und zwar nicht nur durch andere Vorlieben. Bereits ab dem 50. Lebensjahr lässt sowohl der Geruchs- als auch der Geschmackssinn nach. Das liegt daran, dass die Nasenschleimhaut dünner und trockener ist, die für den Geruch vorgesehenen Nerven büßen zudem an Sensibilität ein. Senior:innen nehmen zwar starke Gerüche noch immer wahr, feine Gerüche aber deutlich schlechter. Das hat auch Folgen für den Geschmack, denn der Geruchssinn ergänzt die Geschmacksrichtungen durch feine Aromen – so entsteht ein vielfältiges Geschmackserlebnis. Doch auch die Geschmacksknospen verändern sich mit dem Alter: Ihre Zahl nimmt ab – von etwa 10.000 Geschmacksknospen im Säuglingsalter verbleiben im hohen Alter nur etwa 900 – und die übrig gebliebenen reagieren weniger empfindlich auf Aromen. Zwar geht der Geschmackssinn im Alter nicht völlig verloren, aber Senior:innen schmecken vor allem weniger süß und salzig. Hinzu kommt, dass Personen durch den Alterungsprozess weniger Speichel produzieren, der als Lösungsmittel für die Geschmacksstoffe in Lebensmitteln dient.

Gut zu wissen:

Neben natürlichen Alterungsprozessen können auch Erkrankungen wie COVID-19, Morbus Parkinson und eine Parodontitis Schmeckstörungen hervorrufen. Außerdem gibt es mehr als 200 Arzneimittel, die das Geschmackserlebnis beeinflussen. Ausgewählte Antibiotika führen beispielsweise zu einem metallischen Geschmack oder reduzieren die Fähigkeit, Geschmacksempfindungen wahrzunehmen.

Wie behandeln Mediziner:innen den Geschmacksverlust im Alter?

Der Geschmackssinn spielt in jedem Alter eine wichtige Rolle. Auch bei Senior:innen trägt er maßgeblich dazu bei, dass sie weiterhin Freude am Essen haben – das beugt einer Mangelernährung vor. Fällt Ihnen auf, dass Ihr Angehöriger selbst liebgewonnene Mahlzeiten verschmäht, keinen Appetit hat oder äußert er oft, dass die Speisen fade schmecken, sollten Sie einen Arztbesuch einplanen. Stellt der Mediziner oder die Medizinerin eine „Dysgeusie“, also eine Störung des Geschmackssinns fest, wird die zugrundeliegende Ursache erforscht und, falls möglich, behoben. Ärzt:innen können dazu beispielsweise die Grunderkrankung behandeln und die Medikation absetzen oder verändern. Außerdem raten Mediziner.innen dazu, übermäßigen Alkoholkonsum und das Rauchen einzustellen – beides kann die Geschmackswahrnehmung negativ beeinflussen.

Geschmackssinn im Alter fördern: 3 Tipps

Altersbedingte Veränderungen am Geschmackssinn können Sie zwar nicht rückgängig machen, allerdings können Sie das Geschmackserlebnis für Ihren Angehörigen mit einfachen Tricks verbessern.

  1. Würzen Sie geschickt: Anstatt die Gerichte übermäßig mit Salz zu würzen, können Sie neue Aromen bei der Zubereitung der Mahlzeiten nutzen. Wie wäre es mit frischen Kräutern wie Minze, Petersilie oder Liebstöckel? Sie sind besonders aromatisch und regen nebenbei die Speichelproduktion an. Besitzt Ihr Angehöriger eine Vorliebe für Süßes, können Sie auch herzhafte Gerichte mit Obst verfeinern – probieren Sie doch mal etwas Neues aus, wie Porridge mit frischen Feigen oder Trockenobst.
  2. Spielen Sie mit der Textur: Senior:innen legen zunehmend Wert auf eine angenehme Textur der Speisen. Eine Erklärung ist, dass der Tastsinn nun den reduzierten Geschmackssinn erweitert. Experimentieren Sie mit zartschmelzenden und cremigen Konsistenzen, zum Beispiel bei Soßen und Suppen. Fragen Sie Ihren Angehörigen in regelmäßigen Abständen, wie es ihm schmeckt und ob das Mundgefühl angenehm ist.
  3. Richten Sie appetitlich an: Beim Essen sind alle Sinne gefragt, auch visuelle Eindrücke spielen eine entscheidende Rolle für das Geschmackserlebnis. Kontrastreiche und farbenfrohe Speisen regen den Appetit an und kommen seheingeschränkten Personen entgegen. Benötigt Ihr Familienmitglied aufgrund von Kaufproblemen eine pürierte Kost, zerkleinern Sie die Speisebestandteile am besten getrennt voneinander – so bleiben die Farben erhalten. Damit sich Ihr Angehöriger mit allen Sinnen auf die Mahlzeiten konzentrieren kann, ist eine ruhige Essatmosphäre, ohne störende Geräusche im Hintergrund, sinnvoll.

 

Unser Tipp: Reichen Sie zu jeder Mahlzeit ein Glas Wasser, um einer Mundtrockenheit vorzubeugen. Dazu können Sie das sogenannte „Infused Water“ herstellen – das Geschmackswasser erhalten Sie zum Beispiel, indem Sie normales Wasser mit Gurke, Minze, Zitrone, Limette oder Orange anreichern.

FAQ – Häufige Fragen zu Gelenkschmerzen im Alter

Ältere Menschen schmecken nicht mehr so gut, weil sich durch Alterungsprozesse die Anzahl der Geschmacksknospen reduziert und sie weniger empfindsam sind. Außerdem lässt der Geruchssinn nach, der zum Geschmackserlebnis beiträgt.

Senior:innen sollten die Speisen nun nicht übermäßig mit Salz würzen oder vermehrt zu Süßigkeiten greifen. Frische Kräuter besitzen vielfältige Aromen und können neue Geschmackserfahrungen hervorrufen. Ein Glas Wasser zu den Mahlzeiten beugt außerdem Mundtrockenheit vor.

Tabakkonsum beeinträchtigt tatsächlich den Geschmackssinn, denn das Rauchen beschädigt die Geschmacksknospen der Zunge. Bereits 48 Stunden nach dem Rauchstopp können Personen mehr schmecken.

Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Fachjournalistin für Gesundheit/Medizin & Familie

Über unsere Autor:innen

Jennifer Ann Steinort ist Autorin bei den Pflegehelden. Sie verfasst Ratgeber, die Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen Tipps für den Pflegealltag vermitteln. Ihre Schwerpunkte liegen dabei auf den Themen Finanzierung, Pflegemaßnahmen und Wohlbefinden. Ihr persönliches Anliegen ist, selbst komplexe Sachverhalte leserfreundlich zu formulieren.

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