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Beschäftigung für Demenzkranke: Ideen und Tipps

Jede Person sehnt sich nach Beschäftigung – das Bedürfnis kann mit sportlicher Aktivität, mit der Ausübung eines Berufes oder sozialen Kontakten erfüllt werden. Doch Menschen mit einer Demenz fällt es zunehmend schwer, sich wie gewohnt zu beschäftigen. Als pflegender Angehöriger können Sie das Tagesprogramm so ummünzen, dass Ihr Familienmitglied darin Erfüllung findet. Wir erklären Ihnen, was eine gute Beschäftigung für Demenzkranke ausmacht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch Demenzkranke haben das Bedürfnis, sich im Alltag zu beschäftigen.
  • Die Angebote müssen an den Krankheitsfortschritt angepasst sein, um Betreffende nicht zu überfordern.
  • Beschäftigungsangebote müssen kein Geld kosten, auch mit Haushaltstätigkeiten, Gartenarbeiten, Geschichten und Basteln können sich Demenzkranke sinnvoll beschäftigen.
  • Die Aktivitäten sollten sich an den Interessen und Jahreszeiten orientieren.
  • Im Handel gibt es auch spezielle Spiele für Demenzkranke.

Darum ist eine angepasste Beschäftigung für demenzkranke Senior:innen wichtig

Durch das neurologische Krankheitsbild Demenz büßen Patient:innen nach und nach einen Teil ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit ein – das hat auch Auswirkungen auf das Freizeitverhalten. Vielleicht hat Ihr Angehöriger früher gerne Fernsehen geschaut oder sich Filme angesehen. Durch die Erkrankung kann Ihr Familienmitglied den schnell wechselnden Bildern aber nur noch schwer folgen, das Gleiche gilt für die Handlung. Nicht selten fühlen sich Demenzkranke beispielsweise durch das Ansehen einer Quizshow überfordert. Ehemalige „Bücherwürmer“ können durch die Demenz die Freude am Lesen verlieren, da sie das Geschriebene nicht mehr verstehen beziehungsweise einordnen können. Durch eine Kombination aus Alterungsprozessen und Krankheitsfortschritt kann auch die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigt sein – womöglich hat Ihr Familienmitglied deshalb das Tanzen und Musizieren eingestellt. Zugegeben, eine Demenz kann die Auswahl der Hobbys einschränken, die Krankheit bedeutet aber nicht, dass eine Beschäftigung für demenzkranke Männer und Frauen nicht mehr sinnvoll ist. Ganz im Gegenteil, denn Seniorenspiele und Co. haben viele Vorteile.

Diese Vorteile hat eine Beschäftigung für (schwer) Demenzkranke

Wer sich beschäftigt, lenkt damit automatisch seine Energie und macht sich auch mental müde – das unterstützt unter anderem den Nachtschlaf.

Außerdem hat das Beschäftigungsangebot weitere Vorteile:

  • Die Beschäftigung sorgt für Abwechslung, gibt dem Tag eine Struktur und vermittelt Normalität.
  • Ihr Angehöriger kann mit den Angeboten vorliegende Fähigkeiten möglichst lange aufrechterhalten und womöglich vernachlässigte Fähigkeiten aktivieren.
  • Die Beschäftigung führt zu positiven Erfahrungen: „Ich kann noch etwas“, „Ich gehöre zur Gesellschaft dazu“, „Ich bin jemand“.

Die besten Tipps zur Auswahl passender Beschäftigungsangebote

Egal, mit wie vielen Rätseln, komplexen Bewegungsabläufen und Klangerfahrungen sich Ihr Angehöriger beschäftigt, eine Demenz lässt sich nicht wegtrainieren. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig, damit die richtigen Ziele bei der Beschäftigung im Vordergrund stehen: Vor allem sollten die Aktivitäten die Lebensfreude anregen, gute Laune vermitteln und das Selbstvertrauen stärken.

Nach folgenden Kriterien können Sie die Beschäftigungsangebote auswählen:

  • Einfach und an das Krankheitsstadium angepasst – die Aufgaben sollten Ihren Angehörigen nicht überfordern, sondern Erfolge in Aussicht stellen.
  • An die Jahreszeiten angelehnt – das unterstützt die Orientierung und die Strukturierung im Alltag.
  • Ein greifbares Ergebnis haben – das können ein fertiges Puzzle, ein gewonnenes Spiel, eine gestaltete Einladungskarte oder ein Gericht sein.

Demenz: Gestalten Sie Hilfen zur Beschäftigung individuell und urteilsfrei

So individuell wie der Krankheitsfortschritt ist, so verschieden sind auch die Interessen. Demenzkranke haben, so wie jeder andere Mensch auch, Vorlieben und Abneigungen, die Sie unter anderem bei leichten Spielen für Senior:innen berücksichtigen sollten. Werfen Sie doch einmal einen Blick in die Lebensgeschichte Ihres Familienmitglieds: Wo ist Ihr Angehöriger aufgewachsen, was hat er beruflich gemacht und welches Hobbys hatte er? Sind die Beschäftigungen biografisch verankert, empfinden sie Pflegebedürftige meist als besonders ansprechend. Nehmen wir an, Ihr Angehöriger hat früher mit viel Leidenschaft Vögel beobachtet, dann gefallen ihm bestimmt heute noch Spaziergänge im Wald, bei denen er Vogelstimmen lauschen kann. Doch egal, welche Beschäftigung Sie für Ihren Angehörigen aussuchen, bleiben Sie frei von Urteilen. Basteln Sie gemeinsam Weihnachtssterne und Ihr Familienmitglied gestaltet diese nicht spitz, sondern rund, ist das völlig in Ordnung. Achten Sie darauf, keine vermeintlichen Fehler aufzudecken und zu kritisieren, sondern geben Sie Ihrem Angehörigen den nötigen Freiraum.

Ideen zur Beschäftigung für Demenzkranke (gratis und kostenpflichtig)

Die häusliche Pflege ist mit einigen Kosten verbunden, da ist es nicht immer möglich, aufwendige Beschäftigungsprogramme umzusetzen. Die gute Nachricht: Aktivitäten und Spiele für Demenzkranke müssen nicht unmittelbar mit Kosten verbunden sein.

  • Beschäftigung für Demenzkranke zum Ausdrucken: Das Internet bietet viele Rätsel für demente Senior:innen, die Sie kostenlos ausdrucken können. Hier geht es beispielsweise darum, einen Weg durch einen Irrgarten zu finden, Wörter zu ergänzen oder passende Begriffe zusammenzuführen.
  • Sprichwörter vervollständigen: Viele Senior:innen finden Gefallen daran, bekannte Sprichwörter zu ergänzen. So zum Beispiel: „Kindermund…… tut Wahrheit kund.“
  • Musik hinzunehmen: Vertraute Lieder können das Wohlbefinden Demenzkranker steigern. Wie wäre es, wenn sie gemeinsam der Musik lauschen oder die Lieder mitsingen – das ist übrigens auch eine gute Beschäftigung für blinde Demenzkranke.
  • Erinnerungen aufleben lassen: Demenzkranke können sich Erinnerungen oft einfacher als aktuelle Geschehnisse ins Gedächtnis rufen. Sehen Sie sich gemeinsam alte Fotoalben an und lassen Sie Ihren Angehörigen erzählen. Sie können Ihrem Familienmitglied auch ein Märchen aus Kindheitstagen vorlesen.
  • Künstlerisch gestalten: Mit Basteln und Malen lebt Ihr Angehöriger seine kreative Seite aus. Wie wäre es mit Fingerfarben, die besonders gut die Sinne anregen? Beliebt ist auch das Malen mit einem Wasserfarbkasten. Vielleicht freut sich Ihr Angehöriger alternativ über ein Knüllbild. Hier malen Sie eine Form auf ein Blatt Papier, zum Beispiel einen Weihnachtsbaum. Ihr Angehöriger nimmt dann ein bunter Stück Papier, reißt es in Stücke und klebt die Schnipsel mit einem Klebestift in die Form.
  • Für Abwechslung sorgen: Gerade Pflegebedürftige, die viel Zeit im häuslichen Umfeld verbringen, freuen sich über einen „Tapetenwechsel“. Unternehmen Sie gemeinsam einen Spaziergang oder einen Ausflug, zum Beispiel in den nahe gelegenen Zoo. Für gläubige Menschen kann ein Besuch in der Kirche ein Highlight sein. Informieren Sie sich auch, ob es in Ihrer Nähe ein Demenzcafé gibt – diese bieten meist ein Veranstaltungsprogramm mit Musik und Tanz, aber auch sozialen Austausch.
  • Bewegung: Den eigenen Körper spüren und Sinneserfahrungen machen, das ist in jedem Lebensalter wichtig. Dazu tragen Bewegungsspiele, wie ein Ringwurfspiel, eine Sitzgymnastik mit Musik, eine Massage mit Igelbällen oder Standardtänze bei.

Gut zu wissen

Im Handel gibt es spezielle Spiele für Senior:innen beziehungsweise bei Demenz. Sie sprechen motorische Fähigkeiten an und/oder stellen ein Gedächtnistraining bereit.

Viele Demenzkranke haben Freude an lebensnahen Tätigkeiten

Manchmal setzen sich Angehörige selbst unter Druck, weil sie meinen, dass ein Beschäftigungsangebot stets umfangreich und ausgefallen sein muss. Doch auch kleine Beschäftigungen im Haushalt oder Garten können Pflegebedürftigen eine Freude bereiten. Demenzkranke können selbst im fortgeschrittenen Stadium gut auf Fähigkeiten zurückgreifen, die sie langjährig ausgeübt haben, so wie Kartoffeln schälen, Klöße formen oder den Tisch eindecken. Sie können auch gemeinsam das Geschirr abwaschen, die Blumen gießen oder die Wäsche zusammenlegen. Je nach Interessen Ihres Familienmitglieds sind Arbeiten mit Wolle und Garn oder das Bearbeiten von Holz mit Schmirgelpapier eine gute Beschäftigung. Wie wäre es zudem, wenn sie gemeinsam Blumen einkaufen und diese in den Boden setzen? Auch hier der Tipp: Denken Sie an das, was Ihr Angehöriger früher gerne gemacht hat, wie Büroarbeiten. Lassen Sie Ihr Familienmitglied doch einmal die neuesten Briefe lochen und abheften oder mit Stempeln experimentieren.

FAQ – Häufige Fragen zu Beschäftigungen für Demenzkranke

Jeder Mensch möchte sich beschäftigen – mit gezielten Angeboten können pflegende Angehörige das Selbstvertrauen ihres Familienmitglied stärken, den Alltag strukturieren und Abwechslung schaffen.

Bei den Beschäftigungsangeboten ist der Weg das Ziel, hier geht es nicht um herausragende Ergebnisse oder Erfolge, sondern um die Freude. Die Aktivitäten sollten einfach gehalten werden und sich an den Interessen Pflegebedürftiger orientieren.

Im Handel gibt es verschiedene Spiele, die die motorischen Fähigkeiten oder das Gedächtnis Demenzkranker anregen. Sie können eine gute Ergänzung sein, sollten Betreffende aber nicht überfordern oder einen unnötigen Leistungsdruck erzeugen.

Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Fachjournalistin für Gesundheit/Medizin & Familie

Über unsere Autor:innen

Jennifer Ann Steinort ist Autorin bei den Pflegehelden. Sie verfasst Ratgeber, die Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen Tipps für den Pflegealltag vermitteln. Ihre Schwerpunkte liegen dabei auf den Themen Finanzierung, Pflegemaßnahmen und Wohlbefinden. Ihr persönliches Anliegen ist, selbst komplexe Sachverhalte leserfreundlich zu formulieren.

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