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- Leben im Alter
Atemnot im Alter
Im Alter bekommen viele Menschen schlechter Luft – das ist beängstigend für Pflegebedürftige und verunsichert pflegende Angehörige. In einigen Fällen stecken harmlose Ursachen wie eine Erkältung dahinter, die Atemnot im Alter kann aber auch ein Symptom verschiedener Erkrankungen sein. In jedem Fall ist es wichtig, die Kurzatmigkeit im Alter ernst zu nehmen und Atemnot im Pflegealltag entsprechend zu berücksichtigen – wie das geht und was Sie im Notfall tun können, erklären wir Ihnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Probleme mit der Atmung können harmlose und schwerwiegende Ursachen haben.
- Pflegende sollten Atemnot im Alter stets ernst nehmen und ärztlich abklären lassen.
- Zur Erleichterung der Atmung können eine Hochlagerung des Oberkörpers und das regelmäßige Lüften im Zimmer beitragen.
- Im Ernstfall muss der Notruf (112) gewählt werden.
Wie äußern sich Atembeschwerden im Alter?
Eine Atemnot bei alten Menschen ist in der Regel deutlich sichtbar. Neben den klassischen Anzeichen berichten viele Menschen über weitere Beschwerden wie Schwindel, Übelkeit, Angst oder ein Gefühl, als wenn sich der Brustkorb zuschnürt.
Zu den Symptomen bei Atemnot gehören:
- Schnelle Atmung und tiefe Atemzüge
- Erhöhte Herzfrequenz
- Aufgrund von Sauerstoffmangel bläulich erscheinende Haut, Schleimhäute, Lippen und Fingernägel
- Kalter Schweiß
- Keuchende oder rasselnde Atemgeräusche
- Anfallsartiger Husten
- Das Verlangen, sich mit dem Oberkörper abzustützen, um das Atmen zu erleichtern
Gut zu wissen
Um festzustellen, ob Ihr Angehöriger zu schnell atmet, können Sie sich an der normalen Atemfrequenz orientieren. In Ruhe liegt diese bei ungefähr 12 bis 18 Atemzügen pro Minute – das gilt aber nur für Erwachsene, denn Kinder atmen schneller.
Ursachen für Atemnot im Alter
Bei Atemnot handelt es sich zunächst um ein subjektives Gefühl, dem Körper nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung stellen zu können. Mediziner:innen beschreiben die Atemnot mit dem medizinischen Begriff Dyspnoe und unterscheiden mehrere Formen. Dazu zählt die Belastungsdyspnoe, die bei körperlicher Belastung auftritt oder die Sprechdyspnoe, bei der Ihr Angehöriger bei der Kommunikation schlecht Luft bekommt. Tritt die Atemnot in Ruhe auf, liegt eine sogenannte Ruhedyspnoe vor und bei der Orthopnoe fühlen sich Patient:innen aufgrund der Luftnot dazu gezwungen, sich aufrecht hinzusetzen. Eine Atemnot bei alten Menschen kann ein Hinweis auf viele Erkrankungen sein.
Unter anderem kann es bei folgenden Krankheiten zu Luftnot kommen:
- Atemwegsinfektionen
- Chronische Erkrankungen der Lunge wie COPD, Asthma oder Lungenfibrose
- Koronare Herzkrankheit und Herzmuskelentzündung
- Allergien
- Neurologische Erkrankungen
- Depressionen und Angsterkrankungen
Außerdem gibt es viele weitere auslösende Faktoren wie unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Fieber, starker Gewichtsverlust oder Blutarmut.
5 Tipps für die Pflege: So begegnen Sie Luftnot im Alter richtig
Ringt Ihr Angehöriger nach Luft, sollten Sie unbedingt den Notruf unter der Nummer 112 verständigen – haben Sie keine Scheu, denn dabei handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Bei länger andauernden Atemproblemen vereinbaren Sie am besten einen Termin beim Hausarzt oder der Hausärztin, um die Ursache abklären zu lassen.
Außerdem können Sie bei Atemproblemen folgendermaßen reagieren:
- Nehmen Sie die Beschwerden Ihres Angehörigen ernst: Wie Sie wissen, ist Einfühlungsvermögen und Verständnis bei der häuslichen Pflege sehr wichtig. Auch wenn Sie keine konkreten Anzeichen für eine Atemnot bei Ihrem Familienmitglied erkennen können, ist es wichtig, dass er sich mit seinen Empfindungen ernstgenommen fühlt – allein schon diese Tatsache kann zur Entspannung beitragen und die Atemprobleme verringern. Sie können zu Ihrem Angehörigen beispielsweise sagen: „Ich verstehe, du hast Schwierigkeiten, Luft zu bekommen – ich setze mich zu dir.“
- Beruhigen Sie Ihr Familienmitglied: Berührungen tun gut und tragen zur Beruhigung bei. Sie können sich beispielsweise auf die Bettkante setzen und Ihrem Angehörigen, der aufrecht vor Ihnen sitzt, den Rücken streicheln oder die Hand halten. Sie können den Pflegebedürftigen auch dazu motivieren, gemeinsam mit Ihnen zu atmen. Grundsätzlich ist es wichtig, dass Sie als Pflegeperson Ruhe bewahren, um Ihre Besorgnis nicht auf Ihr Gegenüber zu übertragen.
- Optimieren Sie die Raumatmosphäre: In warmen, stickigen Räumen haben viele Personen das Gefühl, nicht richtig Luft zu bekommen. Daher ist es sinnvoll, die Zimmertemperatur im Blick zu behalten und regelmäßig zu lüften. Peilen Sie eine Temperatur von 18 bis 22 Grad an und öffnen Sie mehrmals am Tag das Fenster. Besonders empfehlenswert ist Stoßlüften, achten Sie aber unbedingt darauf, dass sich Ihr Angehöriger dabei nicht verkühlt oder Zug bekommt. Untersuchungen haben zudem nahegelegt, dass Handventilatoren bei Atemnot Linderung verschaffen – die praktischen Geräte gibt es online und in Elektronikgeschäften.
- Wählen Sie die richtige Kleidung: Auch wenn Ihr Angehöriger eng sitzende Hemden oder Blusen bevorzugt und gerne Gürtel trägt, ist es bei Atemnot im Alter womöglich an der Zeit, umzudenken. Beengte Kleidung kann das Gefühl von Schwierigkeiten mit dem Luftholen verstärken. Entscheiden Sie sich daher für Hosen mit lockerem Bündchen und weit geschnittene Oberteile.
- Raten Sie zu einer atemerleichternden Lage: Bestimmte Positionen helfen dabei, besser Luft zu bekommen. Generell ist es ratsam, den Oberkörper hoch zu lagern, zum Beispiel mit einem Kissen im Rücken oder durch einen elektrisch verstellbaren Lattenrost. Alternativ kann Ihr Angehöriger den sogenannten Kutschersitz einnehmen, bei dem er sich auf den Bettrand setzt und die Ellbogen auf den Knien abstützt.
Übrigens: Insbesondere bei psychisch bedingter Kurzatmigkeit im Alter können sich Entspannungsmaßnahmen wie geführte Meditationen oder die progressive Muskelentspannung nach Jacobson als wirksam erweisen – dazu gibt es viele Kurse, Bücher und Apps, die Ihnen beim Erlernen helfen.
FAQ – Häufige Fragen zu Atemnot im Alter
Wie entsteht Atemnot im Alter?
Atemnot hat mehrere Ursachen. Dabei kann es sich um ein Symptom verschiedener Herz- oder Lungenerkrankungen handeln, die Atemnot deutet in einigen Fällen aber auch auf psychische Probleme oder Allergien hin.
Wie fühlt sich Atemnot an?
Pflegebedürftige mit Atemnot haben das Gefühl, nicht richtig Luft zu bekommen. Oft berichten sie auch von einem Engegefühl in der Brust und Angstgefühlen. Bei Atembeschwerden kann sich die Atem- und Herzfrequenz erhöhen.
Was tun bei Atemnot im Alter?
Eine aufrechte Sitzhaltung, beruhigende Worte und Berührungen können eine Atemnot lindern. Im Ernstfall sollten Pflegende aber immer den Notruf verständigen.