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Inkontinenzmaterial: Produkte und Kosten

Eine bestehende Inkontinenz ist für betroffene Personen äußerst unangenehm. In der Öffentlichkeit nutzen sie nicht selten Tricks und Behelfsmittel, um die Blasen- und Darmschwäche zu verbergen. Dabei gibt es ausgeklügelte Inkontinenzprodukte für zu Hause und unterwegs, die das Leben stark vereinfachen. In vielen Fällen kommt sogar die Kranken- oder Pflegekasse dafür auf.

Das Wichtigste in Kürze

  • Inkontinenz ist keine Krankheit, sondern eine körperliche Funktionsstörung, die auf sehr vielfältigen Ursachen beruhen kann. Oft führt sie zu einem erheblichen Schamgefühl, deshalb ist eine sorgfältige Auswahl passender Inkontinenzprodukte wichtig.
  • Es gibt insgesamt fünf Produktgruppen (aufsaugende bzw. ableitende Materialien, Hilfsmittel zum Training der Muskulatur, intraurethrale oder intravaginale Kontinenztherapiesysteme sowie Hilfsmittel zur kontrollierten Blasenentleerung) – für jeden Bedarf ist also ein geeignetes inkontinenzmaterial vorhanden.
  • Die Kosten für Inkontinenzmaterialien trägt, ab dem Vorliegen einer mittelschweren Inkontinenz, die Krankenkasse, sofern eine ärztliche Verordnung vorliegt und Sie sich für ein Produkt entscheiden, das im Hilfsmittelkatalog aufgeführt ist.

Was ist Inkontinenzmaterial?

Angelehnt an die Definition im GKV-Hilfsmittelverzeichnis sind Inkontinenzhilfen für Personen bestimmt, die ihren Harn und/oder Stuhl nicht mehr willentlich kontrollieren können, zum Beispiel aufgrund von Fehlbildungen, Krankheiten oder Verletzungen. Dabei werden Urin- und Stuhlinkontinenz unterschieden.

„Hilfsmittel zur Urininkontinenzversorgung sollen Urinausscheidungen auffangen oder ableiten und rücknässegeschützt speichern oder aufsammeln, um Infektionen (z. B. Harnwegsinfektionen), eine Dermatitis oder ein Ekzem und sonstige Störungen zu verhindern. Es stehen auch intraurethrale/intravaginale Inkontinenztherapiesysteme zur Verfügung.“

„Die Stuhlinkontinenz beruht ebenfalls auf einer direkten oder indirekten Störung der analen Schließmuskelfunktion verschiedenen Grades. Üblich ist das Auffangen des Stuhles in saugenden oder aufnehmenden Systemen, um z. B. eine Dermatitis oder ein Ekzem und sonstige Störung zu verhindern.“

Von Windelhosen für Senior:innen über Inkontinenz-Training: Die richtige Produktwahl

Inkontinenzprodukte sind viel mehr als nur Windeln für Erwachsene: Der Fachhandel bietet verschiedene Produkte, die das Leben mit Inkontinenz erheblich vereinfachen. Nicht jedes eignet sich für alle Betroffenen gleichermaßen, die Auswahl sollte stets nach den Aktivitäten im Alltag erfolgen. Um das passende Produkt zu finden, ist die Berücksichtigung einiger Faktoren wichtig:

  • das Maß der Sicherheit im Alltag
  • die Art der Inkontinenz (Harn oder Stuhl)
  • die Menge der unkontrollierten Ausscheidungen
  • die eigene Mobilität und Beweglichkeit
  • die kognitiven Fähigkeiten, um die Selbstversorgung sicherzustellen
  • die Empfindlichkeit der Haut

Gut zu wissen

Bevor Sie sich für ein Produkt entscheiden, finden Sie am besten heraus, von welchen Inkontinenzmaterialien Ihr Angehöriger am meisten profitieren würde – eine entscheidende Rolle spielen hier die abgegebene Urinmenge und das Aktivitätsprofil.

Welche Kriterien müssen gute Inkontinenzprodukte erfüllen?

Vor allem bei aufsaugenden Produkten, die eine betroffene Person längere Zeit trägt und sich damit auch in der Öffentlichkeit bewegt, sollten einige Kriterien erfüllt sein – auch, um ein zusätzliches Schamgefühl zu vermeiden:

  • Sicherheit vor dem Verrutschen
  • gute Hautverträglichkeit
  • der Erhalt oder die Wiederherstellung der selbstständigen Versorgung
  • eine diskrete Nutzung (keine Raschelgeräusche oder das Abzeichnen unter der Kleidung)
  • das Verhindern von Geruchsbildung

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Pflegebedürftige gemeinsam mit den pflegenden Angehörigen verschiedene Inkontinenzmaterialien ausprobieren, bevor sie das Richtige für sich finden. Übrigens: Viele Anbieter:innen stellen auf Anfrage Probepakete zur Verfügung – hier kann Ihr Angehöriger beispielsweise Windeln für Senior:innen testen.

Diese Inkontinenzmaterialien gibt es

Inkontinenzprodukte setzen an unterschiedlichen Punkten an. Einige der Produkte tragen zu einer Verbesserung des Haltevermögens bei, während andere den Toilettengang erleichtern. Fehlt es gänzlich an der Kontrolle der eigenen Harnfunktion, sind vielleicht auch ableitende Produkte die richtige Wahl. Das Hilfsmittelverzeichnis unterscheidet hier fünf verschiedene Produktgruppen.

1. Aufsaugende Versorgung

Diese Produkte saugen Urin und flüssigen Stuhl auf, um eine dauerhaft feuchte Haut sowie die Bildung von Gerüchen zu vermeiden. Pflegebedürftige tragen das Inkontinenzmaterial nah am Körper, es besteht aus einer feuchtigkeitsdichten, gleichzeitig aber atmungsaktiven Außenschicht.

Beispiele für aufsaugende Produkte:

  • Inkontinenzwindelhosen
  • Inkontinenzunterhosen

Achten Sie bitte darauf, je nach Bedarf, ein Produkt für Männer oder Frauen zu kaufen, so wird die Flüssigkeit, mit Blick auf die anatomischen Unterschiede, optimal aufgefangen. Frauen versuchen nicht selten, ihre Inkontinenz durch Monatsbinden zu behandeln. Zwar sind auch Monatsbinden ähnlich wie aufsaugende Inkontinenzprodukte aufgebaut, sie sind jedoch nicht für größere Flüssigkeitsmengen ausgelegt – die Saugleistung ist schlichtweg zu gering.

Gut zu wissen

Bei pflegebedürftigen Personen kommen häufig zusätzlich Bettschutzauflagen zum Einsatz – diese schützen die Matratze vor Verunreinigungen. Einmalprodukte lassen sich über die Pauschale für zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel direkt mit der Pflegekasse abrechnen.

2. Hilfsmittel zum Training der Beckenbodenmuskulatur

Artikel dieser Kategorie unterstützen die Verbesserung der Kontinenzstörung und/  oder einer Beckenbodenschwäche durch verschiedene Trainingsgeräte, wie:

  • Trainingsgewichte/Konen
  • mechanische Druckaufnahmesysteme
  • elektronische Messgeräte der Beckenbodenaktivität

Beckenbodengymnastik oder auch das Toilettentraining sind dann sinnvoll, wenn eine schlaffe Muskulatur zu einer Inkontinenz führt. Ein gezieltes Training dient in diesem Fall dazu, die Muskeln wieder zu aktivieren und die Kontinenz so zu verbessern.

2. Intraurethrale oder intravaginale Kontinenztherapiesysteme

Die Systeme kommen in der weiblichen Harnröhre beziehungsweise der Vagina zum Einsatz. Sie verschließen die Harnröhre, sodass kein Urin mehr unkontrolliert entweichen kann. Gleichzeitig stärken sie die Beckenbodenmuskulatur und können so langfristig zur Kontinenz beitragen.

Expert:innen unterscheiden hier:

  • intraurethrale Kontinenztherapiesysteme
  • Würfel-, Ring- oder Schalen-Pessare
  • Vaginaltampons

Die funktionell-anatomischen Hilfsmittel gibt es im Übrigen auch für Männer: Penisbändchen und Penisklemmen üben einen leichten Druck auf die Harnröhre aus und verhindern so das unkontrollierte Austreten von Urin.

3. Ableitende Versorgung

Diese Hilfsmittel unterstützen dabei, Körperflüssigkeiten direkt in Auffangbeuteln oder Ähnlichem abzuleiten, wenn die Kontrolle über die Blasenentleerung vollständig verloren gegangen ist.

Zu der ableitenden Versorgung zählen folgende Hilfsmittel:

  • externe Urinableiter
  • Urinalkondome
  • Einmal- oder Dauer-Katheter
  • Urin- und Stuhlauffangbeutel
  • Analtampons
  • Bettnässertherapiegeräte

4. Hilfsmittel zur kontrollierten Blasenentleerung

Hierzu gehören Hilfsmittel, die einen gezielten Toilettengang ermöglichen. Diese Produkte richten sich vor allem an Senior:innen, die aufgrund einer Mobilitätseinschränkung die Toilette nicht rechtzeitig erreichen können:

Folgendes erleichtert dann den Pflegealltag:

  • Toilettensitzerhöhungen
  • Urinflaschen
  • Abwischhilfen
  • Toilettenstühle

Daneben zählen weitere Produkte, wie beispielsweise Hygiene- und Qualitätshilfsmittel, zu den Inkontinenzmaterialien, die der Hautpflege und dem Hautschutz dienen und damit auch dazu beitragen, Infektionen zu verhindern.

Was kosten Inkontinenzmaterialien?

Die Kosten von Inkontinenzmaterialien lassen sich nicht pauschal benennen. Schließlich gibt es sehr unterschiedliche Materialien sowie Hilfsmittel und auch die Bezugsquelle spielt eine maßgebliche Rolle bei der Kostenhöhe.

Erwerben Sie beispielsweise Windeln in einem Drogeriemarkt, sind diese für gewöhnlich günstiger als in einem Sanitätshaus. Allerdings tragen Sie die Kosten dann höchstwahrscheinlich selbst, was monatlich durchaus zu einem Aufwand von 120 Euro und mehr führen kann. Bezieht Ihr Angehöriger die Windeln mittels ärztlicher Verordnung über einen Vertragspartner der Krankenkasse, fällt lediglich die gesetzliche Zuzahlung an.

Wann zahlt die Krankenkasse Windeln und Co. für Senior:innen?

Grundsätzlich gilt Inkontinenzmaterial als Hilfsmittel. Es wird durch die Krankenkasse finanziert, wenn es in Gruppe 15 des Hilfsmittelverzeichnisses aufgeführt ist. Die Richtlinie dafür ist eine mittelgradige Inkontinenz – was bedeutet, dass Ihr Angehöriger innerhalb von 4 Stunden 100 bis 200 Milliliter Urin abgibt. Liegt dieser Wert darüber, spricht man von einer schweren Inkontinenz. In diesen Fällen trägt die Krankenkasse die vollen Kosten, abgesehen von einem monatlichen Eigenanteil von maximal 10 Euro.

Vor dem Bezug ist einmalig eine ärztliche Verordnung erforderlich, die die medizinische Notwendigkeit bescheinigt. Im Optimalfall erhalten Sie auch ein Dauerrezept, das den Bezug gleich für mehrere Monate sicherstellt.

Teilweise besteht seitens der Krankenkassen ein Vertrag mit bestimmten Händlern, sodass Sie vorab erfragen sollten, ob der Bezug des benötigten Materials an einige Sanitätshäuser oder Apotheken gebunden ist.

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Ergänzen Sie mit Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch die Inkontinenzversorgung

Wenngleich die Abrechnung der meisten Inkontinenzmaterialien über die Krankenkasse erfolgt, so ist bei einem anerkannten Pflegegrad zudem der Bezug von Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch möglich. Die Pflegekasse trägt hier die monatlichen Kosten von bis zu 40 Euro. Diese können Sie für Einmal-Bettschutzauflagen aufwenden, aber auch für Materialien wie Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel.

FAQ – Häufige Fragen zu Inkontinenzmaterial

Ja, Produkte wie Inkontinenzwindelhosen und Inkontinenzunterhosen zählen zu den aufsaugenden Inkontinenzmaterialien.

Nicht die Pflegekasse, sondern die Krankenkasse ist der richtige Ansprechpartner, wenn eine Inkontinenz besteht. Bei einer medizinischen Notwendigkeit stellen Mediziner:innen eine ärztliche Verordnung aus, die Krankenkasse übernimmt dann die Kosten.

Hat die Krankenkasse der Kostenübernahme zugestimmt, müssen Versicherte lediglich einen Eigenanteil von höchstens zehn Euro pro Monat übernehmen.

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Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Fachjournalistin für Gesundheit/Medizin & Familie

Über unsere Autor:innen

Jennifer Ann Steinort ist Autorin bei den Pflegehelden. Sie verfasst Ratgeber, die Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen Tipps für den Pflegealltag vermitteln. Ihre Schwerpunkte liegen dabei auf den Themen Finanzierung, Pflegemaßnahmen und Wohlbefinden. Ihr persönliches Anliegen ist, selbst komplexe Sachverhalte leserfreundlich zu formulieren.

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